Und immer wieder Harry Kane: Trotz ungewohnt kurzer Vorbereitung und fahrlässiger Chancenverwertung hat Bayern München auch beim neuen Lieblingsgegner 1. FC Köln gewonnen und zumindest für 19 Stunden die Tabellenführung der Fußball-Bundesliga übernommen. Der englische Torjäger Kane erzielte beim unnötig knappen 1:0 (1:0)-Erfolg mit seinem 18. Saisontor (20. Minute) den entscheidenden Treffer zum zehnten Auswärtssieg in Serie in Köln. Der vorherige Erfolg hatte den Bayern 181 Tage zuvor den elften Meistertitel in Serie beschert.
Bayern-Trainer Thomas Tuchel hatte angesichts der Länderspielreisen, von denen mancher Bayern-Profi erst am Donnerstag zurückkam, im Vorfeld spöttisch von einem „glorreichen Spielplan“ und einer „sensationellen Ansetzung“ gesprochen. Sein Team reiste entgegen der sonstigen Gewohnheit auch erst am Spieltag per Privatjet an - im Gegensatz zum 1:2 im DFB-Pokal bei Drittligist 1. FC Saarbrücken vor drei Wochen ging es diesmal gut.
Der FC rutschte zum Auftakt des 12. Spieltags mindestens vorübergehend auf den letzten Platz ab. Die fünf verbleibenden Vorrunden-Spielen gegen überwiegend Mitkonkurrenten wie Darmstadt, Mainz, Freiburg, Union Berlin und Heidenheim werden nun elementar wichtig.
Kölns Trainer Steffen Baumgart hatte auf eine Dreierkette umgestellt. Dass Flügelstürmer Linton Maina dadurch in der ersten Halbzeit zum Linksverteidiger wurde, war fast so kreativ wie die Versetzung von Kai Havertz durch Bundestrainer Julian Nagelsmann im Nationalteam.
Tuchel hatte sein Team auf vier Positionen geändert, unter anderem Eric-Maxim Choupo-Moting in der Offensive den Vorzug vor Thomas Müller gegeben. Dies begründete er unter anderem mit dessen Stärke „beim Verteidigen von Standardsituation“.
Doch der Nationalspieler Kameruns hatte auch die erste Chance in der 5. Minute, als er knapp verzog. Es war das Startsignal zu einer extremen Drangphase der Bayern.
Erst rettete den Kölner Abwehrspieler Timo Hübers der Pfosten vor einem Eigentor (6.), dann vergab Leroy Sané frei vor FC-Torhüter Marvin Schwäbe eine hundertprozentige Chance, als er den Ball lupfen wollte (7.) statt ihn vorbeizuschieben. Und dann hatte plötzlich Köln das 1:0 auf dem Fuß, Jan Thielmann scheiterte an Manuel Neuer (10.).
Die Gastgeber schienen nun besser im Spiel - und rannten im Übermut in einen Konter: Einen Schuss von Choupo-Moting schlug Jeff Chabot noch von der Linie, doch Kane verwertete den Nachschuss. Eine Minute später wiederholte sich das Geschehen fast, doch Schwäbe verhinderte gegen Choupo-Moting das 0:2.
Der abseits seiner schwachen Chancenverwertung wieder einmal sehr auffällige Sané verzog erneut knapp (27.). Obwohl Neuer auch noch einen tückischen Kopfball-Aufsetzer von Rasmus Carstensen parieren musste (31.), hätten die Bayern zur Pause deutlich höher führen müssen.
Nach dem Wechsel standen die Kölner aber kompakter, die Bayern fanden trotz immer größeren Ballbesitzes kaum noch Lücken und kamen lange nicht zu guten Gelegenheiten. In der 78. Minute hatte Kingsley Coman die dicke Chance zur Vorentscheidung, sein Kopfball knallte an die Latte.
Drei Minuten später setzte der Franzose die Kugel aus aussichtsreicher Position daneben. Die unnötige Zitterpartie konnte Coach Tuchel nicht gefallen, am Ende aber brachte sein Team den knappen Vorsprung über die Zeit.